Projekt tiergestützte Pädagogik:
Cody und Nana verabschieden sich – Chaplin und Gipsy treten in große Pfotenabdrücke
Ein Hund im Klassenzimmer? Vor 12 Jahren wurde diese Vorstellung zu einem realen Bild an der Grundschule Finsterwalde-Nehesdorf. Im November 2011 hielt Labradorrüde Cody gemeinsam mit seiner Besitzerin Grit Schreiber seine ersten Unterrichtsstunden. 2018 absolvierte auch Nana die Ausbildung zum Schulhund. Cody trat in den wohlverdienten Ruhestand. Nana übernahm seine Aufgabe, aber auch der Labradorrüde war noch gelegentlich bei Besuchen dabei. 2021 verabschiedeten sich Cody und Nana von ihrer Aufgabe als Schulhund. Sie begeisterten mit ihrer Besitzerin unzählige Schulkinder. Vielen Dank an Cody und Nana sowie Grit Schreiber für insgesamt 10 Jahre tiergestützte Pädagogik an der Grundschule Finsterwalde-Nehesdorf!
Das Projekt der tiergestützten Pädagogik im Klassenzimmer ermöglicht den Kindern das Lernen auf einer ganz besonderen Weise. Lernen mit einem Schulhund stellt die gegenseitige Rücksichtnahme für ein gelingendes, wertschätzendes Miteinander in den Mittelpunkt. Tiere kennen keine sozialen Unterschiede und sorgen erfahrungsgemäß für mehr psychische Ausgeglichenheit. So unterstützt der Schulhund bei der Bewältigung starker Emotionen wie Angst, Wut oder Trauer. Manche Kinder konnten zum Beispiel mit der Unterstützung des Hundes doch noch vor der Klasse den Gedichtvortrag halten, was vorher für sie unmöglich schien. Der Hund stärkt nachweislich Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein und viele andere wichtige soziale Kompetenzen.
2022 übernahm Chaplin die Aufgabe von Cody und Nana. Der schwarze Königspudel absolvierte seine Prüfung zum Schulhund erfolgreich. Dank ihm, sowie seiner Besitzerin und Lehrerin Beate Huber kann das Projekt der tiergestützten Pädagogik im Klassenzimmer fortgeführt werden.
Chaplin macht seinem Namen alle Ehre und schleicht sich mit Charme, Ausgeglichenheit und kleinen Kunststücken in die Kinderherzen. Zudem stellt er zum Staunen der Kinder unter Beweis, dass Mathematik hundeleicht ist und löst kleine Aufgaben, indem er die Ergebniszahl bellt.
Nach Chaplin brachte Beate Huber im vergangenen Jahr einen weiteren kleinen Schulhund in den Dienst. Gipsy ist eine sechsjährige Foxterrierhündin. Aufgrund ihrer Erfahrungen als ehemaliger Zirkus – und Therapiehund weiß sie Menschen zu begeistern und liebt ihre Bühne, die sie nun im Klassenraum findet. Neben der Arbeit als Schulhund arbeiten beide Hunde auch mit ihrer Besitzerin ehrenamtlich als Therapiehunde in Altenpflege-Einrichtungen.
Wir freuen uns auf viele weitere Unterrichtsstunden mit den neuen Schulhunden Chaplin und Gipsy!
Cody wieder zurück im Job.
„Schulen holen Pädagogen aus dem Ruhestand.“ Was an brandenburgischen Schulen immer öfter zum Alltag gehört, trifft auch auf Herrn Cody auch zu. Trotz seines offiziellen Ruhestandes als Schulhund, wird er Nana teilweise auch in diesem Schuljahr unterstützen.
So auch an einem Dienstag in der 2. Klasse. Passend zum Thema “Gesunde Ernährung” sollte Cody helfen, Obst und Gemüse zu gruppieren. Melone, Apfel, Salat, Möhren, Tomate, Gurke, Banane, Trauben etc. sollten in die richtige Kiste sortiert werden. Mit fast jugendlichem Eifer apportierte Cody die Stoffteile. Lustigerweise konnte er “den Hals nicht vollkriegen” und nahm mitunter gleich 2 oder 3 Teile auf, was wiederum zu Begeisterungsrufen der Kinder führte.
Finsterwalde, 31. August 2019
Zweiter geprüfter Schulhund
Die einjährige Labrador Hündin Nana hat mit ihrer Hundeführerin Frau Schreiber unter Leitung von Sophie Tübbecke vom Lausitzer Ausbildungszentrum für Mensch und Tier die Ausbildung zum zertifizierten Besuchshundeteam mit 92/100% (Gut) abgeschlossen. Die Hunde Cody und Nana sind nun beide ganz offiziell im Schuldienst tätig und können sich als Schulhund abwechseln und/oder ergänzen.
Wir freuen uns, dass dieser Meilenstein geschafft ist und sind gespannt auf die zukünftigen Einsätze mit Nana im nächsten Schuljahr.
Ein großes Dankeschön geht an die Kinder der Klasse 6b für die Unterstützung bei der Ausbildung Nana’s zum Schulhund. Sie waren einfach unglaublich. Besser hätte es nicht laufen können. Toll gemacht!
„Therapiehunde tragen keinen weißen Kittel, stellen keine Anforderungen und haben keine Erwartungshaltung. Sie nähern sich unvoreingenommen und akzeptieren jeden Menschen ohne Vorurteile. Sie schenken Vertrauen und sind (…) vertrauenswürdig. Sie vermitteln Nähe, Sicherheit und Geborgenheit. Sie reagieren sensibel auf Stimmungen und Gefühle.“
Sie motivieren zum Leben.
Inge Röger-Lakenbrink
Wiewörter lernen mit Cody
hieß es für die Mädchen und Jungen der 2. Klasse (FlexA) am vergangenen Dienstag.
Die Kinder hatten zunächst als Aufgabe Cody auf den ausgewählten Fotos mit „Wiewörtern“ zu beschreiben und diese mit Folienstiften auf die laminierten Bilder zu schreiben. Das allein war schon ein riesiger Spaß. Anschließend sollten alle aus den genannten Wörtern 3 auswählen und daraus Wortgruppen und Sätze bilden. Eine Überlegung der Kinder war, dass es sehr warm gewesen sein muss und es Cody heiß war, weil er auf den meisten Fotos nass oder im Wasser zu sehen war. Daher die herrliche Beschreibung zu Cody: „ der heiße Cody, „Cody ist heiß“. Für alle Kinder gab es unter ihren Text den „heiß“ begehrten Cody- Stempel.
Eine tolle Idee der Teilungslehrerein Maray Schönert!
Lesen Mit Cody
Weitere Impressionen
Früher stand die Wissensvermittlung im Zentrum des Lehrerberufs, heute leisten Lehrer mehr denn je Erziehungsarbeit. Die heutige Zeit ist durch enorme gesellschaftliche Veränderungen geprägt: sie ist eine Leistungsgesellschaft verbunden mit enormen Druck auf Kinder, Eltern und Lehrer, ein permanenter Kampf um soziale Stellung und Anerkennung innerhalb der Klasse verbunden mit Einzelkämpfertum, Intoleranz, aber auch Aggression sowie mangelndes Interesse an Mitmenschen, mit einem schnell wachsenden und wandelnden Medienangebot und einem vermehrten Verfall familiärer Strukturen. Deshalb muss Schule heute mehr als nur Wissensvermittlung übernehmen!
Auf Grund meiner Tätigkeit als Lehrer in den jüngeren Jahrgangsstufen eröffnen sich nun Möglichkeiten, meine pädagogische Arbeit mit dem Hund als Co-Pädagogen zu verbinden und ihn in den Unterricht zu integrieren.
Der pädagogische Wert der hundegestützten Pädagogik im Klassenzimmer wurde sowohl durch die Schulleitung meiner Schule als auch durch das Staatliche Schulamt Cottbus nach genauer schulaufsichtlicher Prüfung erkannt. Sie und die Unfallkasse Brandenburg gaben ihre Zustimmung zu diesem Projekt, was mich natürlich besonders freut.
Hunde spüren die Einzigartigkeit jedes Menschen: Für sie ist es egal, ob ein Mensch hübsch oder hässlich, klug oder dumm, arm oder reich ist. Sie nehmen den Menschen so an, wie er ist.
In zahlreichen Studien wurde eindeutig belegt, dass schon die bloße Anwesenheit eines Tieres zu einem Stressabbau führt, ohne dass die Tiere überhaupt Aufgaben übernommen hatten oder gestreichelt werden konnten. Selbst in den wenigen Unterrichtsstunden, in denen ich meinen Hund Cody mit in eine 4. Klasse nahm, führte die reine Präsenz des Hundes zu einem deutlich geringeren Geräuschpegel im Unterricht und in den Pausen mit dem Ergebnis, dass sich die Lernatmosphäre in der Klasse positiv veränderte. Durch ihn hatten die SchülerInnen der 4. Klasse deutlich mehr Spaß am Unterricht und konnten den nächsten Besuch des Hundes kaum erwarten, was ihr ständiges Nachfragen deutlich machte.
Im Unterricht lag Cody still auf seinem ihm zugewiesenen Platz, während die Kinder ihre Unterrichtsaufgaben erledigten. Bei Gedichtkontrollen z. B. waren die Kinder dann ruhiger und weniger aufgeregt, wenn Cody mit im Klassenzimmer war. Hin und wieder übernahmen einige Schüler auch Aufgaben zur Versorgung des Hundes, wie z. B. Wassernapf füllen, Hundedecke hinlegen etc. Als besonders motivierend erwies sich das Versprechen, dass die Kinder bei korrekter Erfüllung ihrer Aufgaben mit Cody spielen dürfen.
Diese positiven Ergebnisse wurden auch durch eine Schulpsychologin bestätigt, die an einer dieser Stunden teilnahm.
Für die Schüler selbst sind diese Unterrichtsstunden in jedem Falle ein bleibender Erfahrungswert:
Ein Mädchen, das an einem mehrwöchigem Projekt mit dem Schulhund teilgenommen und als Abschiedsgeschenk ein mit dem Schulhund bedrucktes T-Shirt erhalten hatte, äußerte nach zwei Jahren, dass sie das T-Shirt immer noch als Schlafanzug trage und sich so an die schöne Schulzeit mit dem Schulhund zurückerinnere.
Auch in diesem Jahr nahm Cody wieder am Unterricht in einer 4. Klasse teil. In dieser Deutschstunde ging es um Tierbeobachtung und Tierbeschreibung. Während dieser Stunde zeigte Cody zahlreiche Kunststücke, erhielt ausgiebige Streicheleinheiten und war anschließend ein geduldiger Partner beim Fotoshooting. Die Begeisterung der Kinder für dieses Unterrichtsform zeigte sich in der folgenden schriftlichen Arbeit, bei der die Kinder über den Besuch Cody’s einen Bericht schreiben sollten.
Mehr Informationen unter: http://jolly-scouts.de